Japan: Ein Sprung mitten in das Herz der Region Kansai

Willkommen am Kansai International Airport: Osaka wartet auf dich!

Ein Sprung mitten in das Herz von Kansai. Ankunft in Osaka

Der Anflug auf den Kansai International Airport ist erstaunlich ruhig. Ich bewundere den Kapitän, wie er kinderleicht den schweren Vogel ganz sanft auf die Rollbahn aufsetzt. Mit der Außenkamera, deren Live-Bilder in das Innere des Flugzeuges übertragen werden, bin ich hautnah bei der Landung dabei. Als ich aus dem Flieger aussteige, beeindruckt mich sofort die Größe dieses technischen Bauwerks. Es ist kaum zu glauben, dass dieser Flughafen, eine wahre Ingenieursmeisterleistung, komplett auf einer künstlichen Insel in der Bucht von Osaka errichtet wurde. Eine geniale Lösung für den Landmangel und den Fluglärm in dem Ballungsgebiet, wodurch der Airport als einziger im Land rund um die Uhr angeflogen werden kann. Über 180 Millionen Kubikmeter Füllmaterial wurden bei der Umsetzung des gigantischen Projektes vor zwanzig Jahren benötigt, um die künstliche Insel aus dem Meer entstehen zu lassen. Trotz des enormen Gewichts sinkt der darauf erbaute Flughafen jährlich nur um etwa 20 Zentimeter ab. Die 1000 installierten, einzeln verstellbaren Stahlpfeiler im Untergrund sorgen jedoch dafür, dass alles im Lot bleibt und auch nach großen Erdbeben noch funktioniert.

Alles im Flughafen ist so makellos geordnet, sauber und perfekt mit verschiedenfarbigen Piktogrammen beschildert. Ich liebe diese Effizienz, die Struktur im großen Trubel der Reisenden, die mir ein gutes und vertrautes Gefühl beim Ankommen vermittelt.

Obwohl ich mich mit meinem Handy und den neuen Medien superschnell zurechtfinde, ahne ich, dass der Weg zum Hotel mitten in der Stadt noch eine echte Herausforderung werden wird.

Osaka macht es einem Neuankömmling nicht leicht, das wird mir schnell klar. Diese Millionenstadt an der Meeresbucht kann auf den ersten Blick nicht mit den klassischen Sehenswürdigkeiten Tokios mithalten. Für jemanden, der Japan zum ersten Mal besucht, wirkt die Metropole zunächst extrem unübersichtlich und verwirrend. Es dauert, bis man sich in ihren vielfältigen urbanen Zentren zurechtfindet und schließlich entdeckt, welche Orte einen Besuch wirklich lohnen. Der wahre Charme der Stadt entfaltet sich erst auf den zweiten Blick.

Meine Bahnfahrt vom Flughafen zum Verkehrsknotenpunkt Namba dauert etwa 40 Minuten. Erleichternd für mich ist, dass inzwischen auch die älteren Bahnangestellten etwas Englisch können und sich nicht vor der Kommunikation mit fragenden Ausländern scheuen, was vor ein paar Jahren noch nicht der Fall war.

Im Vorbeifahren mit dem Zug ziehen in den Vororten unzählige Plattenbauten an mir vorbei, zwischen denen schon seit Urzeiten einfache Einfamilienhäuser aus Holz stehen. Wenn ich die Wahl hätte, würde ich mich sicherlich für solch ein Häuschen entscheiden. In den Betonburgen sind, einer Hühnerlegebatterie gleich, über die gesamte Breite winzige Wohnungen integriert, die nicht viel persönliche Entfaltung erwarten lassen. Alle Bauten sind in monoton wirkenden Grau-, Weiß- und Brauntönen gehalten, ziemlich kalt in meiner Wahrnehmung. Rückblickend stelle ich fest, dass sich in den 35 Jahren seit meinem ersten Besuch in Japan beim Thema Wohnungsbau kaum etwas geändert hat. Warum auch, wenn das, was steht, noch funktioniert. Die gesamte Infrastruktur ist zwar etwas in die Jahre gekommen, doch alles funktioniert noch irgendwie reibungslos.

Mit diesen Überlegungen im Kopf erreiche ich die Station Namba. Dieses südliche Stadtviertel fasziniert mich sofort durch die junge, quirlige und unabhängige Kultur, in der Trends nicht als politische Statements, sondern als reine Modeerscheinung auf den Straßen und Plätzen öffentlich gelebt werden.

Von der Burg Osaka ins pulsierende Umeda

Nach einer kurzen Orientierung finde ich im Bahnhof Namba den Anschlusszug zur U-Bahn-Linie M20. Vor dem Zug wartet man geduldig in der Schlange. Die Disziplin beim Einsteigen ist immer wieder beeindruckend, ein echtes Markenzeichen der gelebten japanischen Kultur. Im Zug, der pünktlich auf die Minute losfährt und ankommt, blickt fast jeder auf sein Handy. Eine zwischenmenschliche Interaktion findet quasi nicht statt. Aber das ist in den öffentlichen Verkehrsmitteln in München nicht anders.

Nach einer kurzen Fahrt erreiche ich schließlich mein Hotel, das Rise Osaka. Es liegt strategisch günstig im Stadtteil Umeda, dem nördlichen Zentrum Osakas, das ein riesiges Geschäfts- und Einkaufsgebiet ist.

Nachdem ich mich kurz im Zimmer eingerichtet habe, mache ich mich auf den Weg zur berühmten Burg Osaka. Was für ein majestätischer Anblick! Dieses Bauwerk ist nicht nur ein Symbol Osakas, sondern auch eine der geschichtsträchtigsten Burgen Japans.

Die Festung spielte eine zentrale Rolle bei der Vereinigung Japans im 16. Jahrhundert. Obwohl der heutige Hauptturm eine Rekonstruktion aus Beton aus den Dreißigerjahren des letzten Jahrhunderts ist, wirkt der Geist der ursprünglichen Struktur auf mich sehr eindringlich. Ich besichtige mit Hunderten anderen Besuchern die Burg sowie das großflächige angrenzende Gelände. Stark beeindruckt von ihrer schieren Größe, den massiven Mauern, die aus unglaublich großen Felsblöcken gesetzt wurden, und den wunderschönen Gärten verharre ich minutenlang vor diesen Zeitzeugen. Auch wenn sie nicht sprechen können, spürt man hier förmlich die Geschichte, die auch im Inneren in einem modernen Museum erklärt wird. Aber ich spare mir diese Ausgabe, weil ich alle für mich relevanten Informationen im Internet nachlesen kann.

Osaka ist das Herzstück der Kansai-Region, die im Westen Japans liegt. Sie bildet zusammen mit Kyoto und Nara ein riesiges urbanes Gebiet, in dem viele Städte fließend ineinander übergehen und rund 20 Millionen Menschen beheimaten. Kansai war einst das frühere Machtzentrum Japans und wurde daher auch „Kinki“ genannt, was so viel wie „Um die Hauptstadt“ bedeutet. Osaka selbst war das erste große Handelszentrum Japans, lange bevor Tokio entstand, und ist seit jeher Heimat einer umtriebigen und wuseligen Geschäftswelt, was ich bei meinem Spaziergang durch das Zentrum anhand der vielen in den Himmel ragenden Businesstürme nur bestätigen kann.

Panoramablick vom Umeda Sky Building

Von der Burg aus laufe ich weiter zur Osaka City Station, dem gigantischen Hauptbahnhof der Metropole. Rund um die Bahnhöfe der japanischen Großstädte erlebt man fast immer Szenen mit sich geordnet bewegenden Menschenmassen, wie man sie sonst vielleicht nur aus Tokio kennt. Dieser Komplex in Osaka ist aber weit mehr als nur ein Bahnhof: Er ist ein riesiger Verkehrsknotenpunkt und ein architektonisches Wunderwerk mit seiner lichtdurchfluteten Dachkonstruktion, umgeben von Einkaufszentren, Restaurants und Kinos. In den weitläufigen unterirdischen Einkaufspassagen sind Boutiquen junger Designer und Flagship Stores der Edel-Labels ansässig. Osakas Einkaufszentren sind die größten Japans, und es ist leicht, hier die Orientierung zu verlieren. Wie das System wirtschaftlich funktioniert, bleibt mir ein Rätsel, denn die Kunden tragen in der Regel eher kleinere Einkaufstüten nach Hause. Sicherlich werden die damit verbundenen Einnahmen nicht die Miete der Verkaufsflächen decken. In meiner Wahrnehmung haben die Einheimischen einen hohen Lebensstandard. Das hängt auch damit zusammen, dass Osaka zwar seine Spitzenposition der Wirtschaftskraft an Tokio abtreten musste, aber weiterhin der Hauptstandort des produzierenden Gewerbes in Japan ist.

Von den Einkaufstempeln am Bahnhof ist es für mich nicht weit, um zum Umeda Sky Building zu kommen, wo sich das Observatorium der Stadt in luftiger Höhe befindet. Dieses Bauwerk ist einfach grandios! Das beeindruckende Gebäude besteht aus zwei Türmen, die oben durch die „Floating Garden Observatory“ Plattform verbunden sind. Die imposante Konstruktion misst 170 Meter in der Höhe. 

Die Fahrten mit den Rolltreppen, die schwindelerregende Blicke in die Tiefe erlauben, sind für mich ein Erlebnis, das in meinem Körper ein leichtes Kribbeln auslöst. Als ich mit der letzten Fahrtreppe fast im freien Raum der Skyroof-Plattform entgegen schwebe, muss ich erstmal bei der Ankunft kräftig durchatmen.

Doch gleich danach habe ich von dieser Balustrade einen fantastischen 360-Grad-Panoramablick auf Osaka und die gesamte Umgebung. Ich kann sogar bis zum Kansai International Airport und zu den fernen Bergen blicken. Der Wind pfeift mir hier oben kräftig um die Nase, und die Stadt erstreckt sich unter mir wie ein weitauslaufender Teppich.

Nur einen kurzen Spaziergang vom Umeda Sky Building entfernt, erstreckt sich der Umekita Park, eine beeindruckende grüne Oase, die mir durch das frische Grün des Naturrasens sofort wohltuend auffällt. Dieses begrünte Gebiet ist das Ergebnis einer umfassenden Stadterneuerung, ein klares Zeichen für Osakas Bestreben, moderne Architektur und Natur harmonisch zu verbinden, wie ich auf den Informationstafeln nachlesen kann. Wo einst ein weitläufiger Güterbahnhof war, entsteht nun ein moderner Stadtteil, dessen Herzstück dieser Park bildet. Für mich ist er ein beruhigender Gegenpol zu dem geschäftigen Treiben Osakas. Von den Einheimischen wird der Umekita Park sehr gern angenommen, um sich auf den weitläufigen Rasenflächen sitzend von dem anstrengenden Job in den umliegenden Bürotürmen und Hotelkomplexen zu erholen. Es ist auch ein beliebter Treffpunkt von jungen Familien, die auf mich im Umgang mit ihren Kindern viel offener und entspannter wirken, als ich das bei meinem ersten Besuch in Japan wahrgenommen habe.

Die offene Atmosphäre Osakas und die Aufgeschlossenheit seiner Bewohner mit seinen 2,7 Millionen Einwohnern wird auch von den Japanern geschätzt, die hier sehr gern zu Besuch sind.

Der leuchtende Abschluss eines ereignisreichen Tages

Nach all diesen faszinierenden Eindrücken finde ich den perfekten Abschluss für meinen ersten Tag in Osaka im legendären Stadtviertel Dōtonbori.

Die Geschichte des Quartiers beginnt eigentlich richtig im Jahr 1612, als ein lokaler Unternehmer, Dōton Yasui, den kleinen Fluss Shinkawa erweitert und einen Kanal anlegt, um den Handel in der Region zu beleben. Obwohl er vor Abschluss des Baus verstirbt, wird der Kanal nach ihm benannt: Dōton plus „bori“, was „Kanal“ bedeutet.

Heutzutage, mehr als vierhundert Jahre später, ist dieses Viertel am gleichnamigen Fluss Osakas nächtliches Ausgehzentrum und berühmt für seine glitzernden und farbenfrohen Neonreklamen. Die Restaurants locken mit extravaganten Dekorationen, wie der riesigen Krabbe am Restaurant Kanidoraku, die als Symbol des südlichen Osaka gilt.

Doch die bekannteste der vielen Leuchtreklamen ist unbestreitbar das ikonische Glico-Running-Man-Schild, das die Skyline seit Jahrzehnten prägt. Das Schild ist ein absolutes Wahrzeichen der Stadt und ein Touristenmagnet, vor dem sich unzählige Besucher im Sekundentakt versammeln, um ein Erinnerungsfoto zu schießen.

Das Logo hatte Ezaki Glico, ein japanischer Lebensmittelunternehmer, 1935 erstmals seiner Kundschaft präsentiert. Der Läufer, der eine Ziellinie überquert, symbolisiert Gesundheit, Vitalität, Stärke und Ausdauer – Werte, die Glico mit seinem ersten Produkt, einem nahrhaften Karamellbonbon, das angeblich Energie für 300 Meter Laufen liefert, verbindet. Im Laufe der Jahre gab es mehrere Transformationen, wie es in der Welt bei den Markensymbolen üblich ist. 

Für mich sind die abendlichen Stunden in dieser bunten Neonwelt mit den vielen wechselnden Eindrücken ein unvergesslicher Abschluss für einen Tag voller Entdeckungen in Osaka!

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