Der Planet Island

Das Land aus Feuer und Eis (Teil 1).

Vier Tage und achtzig Kilometer Trekking auf dem Neunten Planeten

Die beste Gelegenheit, um Island kennenzulernen, ist eine mehrtägige Wanderung durch das südliche isländische Hochland, eine abgelegene Region, die nur einige Autostunden östlich von Reykjavik entfernt ist. 

Die mit dem Namen Laugavegur bekannte mehrtägige Tour ist eine der „20 besten Wanderungen der Welt“, ausgewählt von National Geographic. Die ersten Eindrücke von dieser Tour konnte ich Tage zuvor beim Betrachten eines Bildbandes mit dem Titel „Planet Island“ in einer Buchhandlung in Reykjavik sammeln. Nur zu gut beschreibt dieser Titel die Einzigartigkeit, der von Gletschern und Vulkanen geformten Natur in dieser Region.

Diese perfekte mehrtägige Wanderung bietet beeindruckende majestätische Aussichten. Unterwegs geht es einmal quer durch das gesamte Spektrum der isländischen Natur mit bunten Vulkanlandschaften, ausgedehnten Lavafeldern, moosbedeckten Hochebenen, vorbei an dampfenden Quellen und fantastisch geformten Berggipfeln, durch Lava-Wüsten und grüne Bergtäler.

In der Regel werden die fünfundfünfzig Kilometern auf dem Laugavegur in vier Tagen gewandert. Ich habe einen Tag weniger benötigt. An allen Start-, Ziel- und Etappenorten befinden sich Hütten und Möglichkeiten, um das Zelt aufzubauen. Die Hütten sind in der Hochsaison fast ausschließlich durch die Gruppen belegt, die als geführte Tour von den Teilnehmern bis zu zweitausend Euro verlangen. Das Zelten ist da die kostengünstigere Alternative, wobei sich die achtzehn Kilogramm mit den ganzen Utensilien und der Verpflegung auf dem Rücken entlang der Strecke durchaus bemerkbar machen.

Start des Trails ist das Tal Landmannalaugar, das vor allem für die umliegenden bunten Berge aus Rhyolithe-Gestein und die heißen Quellen bekannt ist, die nicht nur von den Isländern gerne zum Baden besucht werden.

Rhyolite Berge in der Nähe vom Tal Landmannalaugar.

Von hier aus führt der Laugavegur-Trail vorbei an Vulkanen in südlicher Richtung zum Pass von Hrafntinussker, dem höchsten Punkt der Wanderung.

Unterwegs wird eine Erinnerungstafel zum Gedenken an einen Israeli passiert, der 2004 an diesem Ort durch Unterkühlung während eines Blizzards ums Leben kam. Hier oben auf dem Pass müssen auch im Sommer noch ausgedehnte Altschneefelder überquert werden.

Eine sehr frostige Nacht erwartetet mich im Camp gleich unterhalb der Passanhöhe nach der ersten Etappe, bei der ein heftiger Sturm über die Zelte hinwegfegt. 

„Ich bin in Island viel in den Bergen gewandert. Und wenn man in ein neues Tal kommt, wenn man in einen neue Landschaft kommt, hat man eine bestimmte Aussicht. Wenn man stillsteht, sagt einem die Landschaft nicht unbedingt, wie groß sie ist. Sie sagt einem nicht wirklich, was man gerade betrachtet. In dem Moment, in dem man beginnt, sich zu bewegen, beginnt sich der Berg zu bewegen.“

Olafur Eliasson (dänischer Künstler isländischer Herkunft)
Morgenstimmung im Camp am Pass Hrafntinussker.

Beim Abstieg vom Camp am nächsten Morgen breitet sich hinter der ersten Furt, bei der ein Fluss mit Badelatschen und hochgekrempelten Hosen gequert werden muss, ein weitläufiges wunderschönes grünes Tal aus. Die Szenerie in diesem Gebiet wird dabei insbesondere durch den See Alvtavatn bestimmt, der von mächtigen Vulkankegeln eingerahmt ist. 

Blick auf den See Alvtavatn.

Ein paar Kilometer hinter der zweiten Furt gibt es in dem Ort Hvangil einen weiteren Stützpunkt, der ungefähr die Mitte des Trails markiert. Danach geht der Weg durch die kilometerlange Lava-Wüste Emstrur. Auch hier steht noch einmal eine recht breite Furt an, die durchwatet werden will. Das Ziel der Etappe ist der Campingplatz in einem lieblichen Hochtal, von dem aus die Gletscher und die Eiskappe des Myrdalsjökull Massivs eindrucksvoll zu sehen sind. 

Furten auf dem Laugaveg Trail.
Unterwegs in der Lava-Wüste Emstrur.

Die letzte Etappe führt durch eine zunehmend grünere Landschaft bis in das bewaldete grüne Tal von Þórsmörk, das einen wunderbaren Kontrast zu der kargen Landschaft im Hochland bildet. Vorher muss aber noch eine letzte Furt bewältigt werden, bei der das eiskalte Wasser die Beine bis zum Knie umspült. Der weitere Weg bringt mich schließlich bergab zu dem Campingplatz an der Hütte Skagfjördsskali in Langidalur als Ausgangspunkt für die anschließende Tour an dem folgenden Tag über den Fimmvörðuháls-Pass

Camp und Hütte Skagfjördsskali in Langidalur im grünen Þórsmörk.

Der Fimmvörðuháls-Trail ist ein fünfundzwanzig Kilometer langer Treck, der in zwei Tagen erwandert werden kann. Ich habe die gesamte Tour an einem Tag absolviert, da mein Ticket für die Rückfahrt mit dem Bus nach Reykjavik bereits gebucht war.

Von dem dichtbewaldeten Tal von Þórsmörk leitet mich der gut ausgeschilderte Weg durch die Schluchten und die faszinierenden Berglandschaften der Region Goðaland hinauf auf den 1100 Meter hohen Pass von Fimmvörðuháls.

Abwechslungsreiche Berglandschaft des Godaland.

Nach dem steilen und anstrengenden Anstieg führt der Weg anschließend durch die vulkanische Mondlandschaft zwischen den Gletschern Eyafjallajökulim im Westen und Mýrdalsjökullim im Osten. Der Pfad geht direkt an der Ausbruchstelle des Vulkans vorbei, an der ich auch auf einige der jüngsten Krater hinaufsteigen kann, die derzeit nicht aktiv sind. Dieser Vulkan war 2010 in aller Munde, da seine Asche den ganzen Flugverkehr in Europa zum Erliegen brachte.

Lavafeld mit Kratern auf der Hochebene des Fimmvörðuháls-Trails.

Auf dem zweiten Teil des Trails führt der Pfad bergab entlang des Flusses Skógá von seinem Ursprung am Gletscher bis zum kleinen Dörfchen Skógaran an der Südküste Islands. Dabei bietet sich mir ein unvergessliches traumhaftes Naturschauspiel, da der Weg an tiefen Schluchten und sechsundzwanzig Wasserfällen vorbeiführt, von denen einer schöner als der andere ist.

Skógafoss Wasserfall in der Nähe der Ortschaft Skogar.

An dem wohl schönsten Wasserfall von Island, dem Skógafoss, endet die landschaftlich spektakuläre Tour. Island 🇮🇸 geformt aus Feuer und Eis 👍

@ Eine optimale Vorbereitung auf die beiden Trekking-Touren gelingt u. a. unter Verwendung des Buches: Ooutdoor, Der Weg ist das Ziel, Island: Trekking-Klassiker von Erik Van de Perre, 5. überarbeitete Auflage 2019, Outdoorhandbuch Band 28, ISBN 9787-3-86686-411-5.

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